Das Team Off-Road Beckum in Tunesien

Zeit totschlagen auf der Fähre
Zeit totschlagen auf der Fähre



Am 24.09.04 war es endlich wieder soweit. Acht Geländewagen machten sich mal wieder auf den weiten Weg in die tunesische Sahara. Wie immer fuhren wir mit der Fähre von Genua nach Tunis.

 

Warten auf die Genehmigung für das Sperrgebiet
Warten auf die Genehmigung für das Sperrgebiet



Hier kamen wir dann am Sonntag mit 6 Stunden Verspätung an. Auf einem Parkplatz vor dem Hafen trafen wir erst mal unseren alten Freund Fritz wieder. Nach einem Begrüßungstrunk machten wir uns am gleichen Abend noch auf den Weg gen Süden.

Das war dann für die Neulinge schon mal der erste Schock. Eine dreispurige Autobahn führte uns aus Tunis heraus. Es war schon dunkel, regnete stark und die Fahrbahnmarkierungen waren auch nicht zu sehen. Zu allem Überfluss kamen uns dann auf der rechten Seite Mofafahrer und Eselskarren entgegen. Alles kein Problem, wir sind ja in Afrika, da ist halt einiges anders.

Nach ca. 300 km schlugen wir dann im Dunkeln unser erstes Nachtlager auf. Am anderen Morgen wurden wir dann von einem Schäfer mit seiner Herde geweckt. Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns weiter auf den Weg Richtung Süden. Der Ort Tataouine war unser nächstes Ziel.

 

Unser Nachtlager
Unser Nachtlager



Hier lagen die Genehmigungen für unsere Tour ins Sperrgebiet. Nach einigem hin und her  fanden wir dann schnell die Touristeninformation. Wir dachten schon, dass alles ok war, leider fehlte der Name von Gerlinde auf der Liste. Nach einigen Telefonaten war dass aber auch geklärt. Wir hatten unsere Genehmigung plus ca. 10 Kopien. Also auf zum Militärposten nach Remada. Hier mussten wir noch einmal alles beim Militär abstempeln lassen. Bei sonnigem Wetter und Temperaturen um die 30° war die Stimmung in der Gruppe sehr gut. Der Einreiseort in das Sperrgebiet ist Kambout. Nach ca. 30 Minuten war die Einreise ok.

Auf staubigen Schotterpisten führte und die Reise weiter in den Süden. Ein schöner Platz für das Nachtlager war schnell gefunden.

Am Lagerfeuer wurden dann die Pläne für die nächsten Tage besprochen. Nach einem guten Frühstück ging es am nächsten Morgen  weiter zu unserem südlichsten Punkt in Tunesien, der Ort Tiaret.

 

Vorderachsprobleme bei Dieter
Vorderachsprobleme bei Dieter



Hier gibt es nur eine Pumpstation und eine Tankstelle. Nachdem wir die Tanks der Autos aufgefüllt hatten, ging es endlich in die heiß ersehnten Dünen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief alles ganz gut. Bei einer Bergeaktion gab es dann doch die ersten Probleme. Ein Bergegurt hatte sich beim Abschleppen um die Vorderachse eines Geländewagens gewickelt und ist dann durchgerissen. Dabei ist dann der Bremsschlauch gerissen und die ganze rechte Seite der Vorderachse war krumm. Die provisorische Reparatur dauerte in der Mittagshitze ca. 2 Stunden.

Mit drei gebremsten Rädern ging es in sehr schwerem Gelände weiter. Ziehen, schaufeln und Sandbleche legen war immer wieder angesagt. Die Sanddünen waren unglaublich weich.

 



Leider festgefahren
Leider festgefahren



Abends am Lagerfeuer gab es wieder viel zu erzählen. Am nächsten Tag, mittlerweile war es schon Mittwoch, versuchten wir dann einen Waypoint von unserer Tour aus dem Jahr 2002 wieder zu finden.

Dass stellte sich aber für einige Teilnehmer als unmöglich heraus. Mittlerweile hatten 2 Geländewagen Probleme. Wir entschieden uns, die Gruppe zu teilen. Vier Autos versuchten den Weg durch die Dünen nach El Borma zu finden. Die anderen vier wollten über die Wellblechpiste zum gleichen Ort. Da würden wir uns dann alle wieder treffen. Am nächsten Tag kamen wir gegen Mittag, nach vielen Kilometern Wellblechpiste, an der Polizeikontrolle von El Borma an.

 

Die Polizeistation von El Borma
Die Polizeistation von El Borma



Da kam der nächste Schock. Ein Paar hatte seine Pässe bei der anderen Gruppe gelassen, also kein Weiterkommen. Nach längeren intensiven Verhandlungen mit Händen und Füßen hat man uns mit einer Kopie der Pässe durchgelassen. Die nächste Hürde war  die Militärkontrolle.

Auch hier das gleiche Spiel, aber auch da hat es geklappt. Nur die Kopien der Einreisegenehmigung waren am Ende. Aber hier hat das Militär unkompliziert mit einem Kopierer geholfen. Die Unterstützung ging sogar soweit, dass sie uns zu einer Oase brachten, in der wir auf die anderen vier Geländewagen warten konnten.

 

Dieters Auto wird repariert
Dieters Auto wird repariert



Am Nachmittag hatten wir es uns dann in der Oase gemütlich gemacht. Hier hatten wir dann bei einem Wagen die Kupplung neu einstellen können, einer war dann wieder fahrbereit. In dem Ort El Borma wird nur Öl und Gas gefördert.

Also sollte es hier auch eine Reparaturwerkstatt geben. Gesagt, getan. An der Tankstelle fanden wir einen englisch sprechenden Mechaniker. Der hat uns, mit dem nur auf drei Rädern bremsenden Auto, zu einer Werkstatt für LKW und Radlader geschickt. Nachdem man sich den Defekt angesehen hatte, fingen alle hektisch an zu werkeln.

 

Unbefahrbare Dünen
Unbefahrbare Dünen

Ein Original Nissan Ersatzteil war natürlich nicht zu bekommen. Nach ca. einer Stunde kam ein Monteur mit einem Mitsubishi Bremsschlauch an. Nach weiteren 30 Minuten war das Ersatzteil für den Nissan umgebaut und wurde eingebaut. Dann noch Bremsflüssigkeit nachfüllen, und alles lief wieder Super.

Zwischenzeitlich war auch der erste Wagen der anderen Gruppe wieder eingetroffen. Auch die waren nicht viel weiter gekommen. Die Sanddünen waren auch für die gut ausgerüsteten

Fahrzeuge unüberwindbar. Wir waren natürlich froh, alle wieder zusammen zu sein.

Nach einer angenehmen Nacht in der Oase wurde dann am Samstag der zweite Teil der Tour in Angriff genommen. Die Strecke war uns von der 2002 er Tour noch bekannt. Wir nahmen Kurs auf den ersten Waypoint. Und wieder waren die Dünen sehr weich und schwer befahrbar. Nach mehreren Versuchen mussten wir umkehren. Es gab immer nur ziehen, schieben und Sandbleche legen. Die meisten Strecken mussten vorher zu Fuß abgegangen werden, um die Beschaffenheit des Sandes zu testen.

Da lag es nun, das Schlafzimmer
Da lag es nun, das Schlafzimmer



Wir versuchten, an anderer Stelle einen neuen Einstieg für unseren Weg nach Norden zu finden. Auch hier kamen wir nicht schneller voran. Zu allem Übel machten sich an einem Geländewagen das Dachzelt und der Dachgepäckträger selbstständig. Unser Hilux war stumpf in eine Düne gefahren. Nach einer Stunde hatten wir das Dachzelt wieder auf dem Dach verstaut und festgezurrt. Den Dachgepäckträger hat unser HWE eingeladen und mitgenommen.

 

Da war alles wieder zusammenbaut
Da war alles wieder zusammenbaut



Unser Nachtlager hatten wir dann schon nach 6 km aufgeschlagen. Der wunderbare Sternenhimmel am Abend ließ uns die harte Arbeit des Tages aber schnell wieder vergessen. Ausgeruht und gut gefrühstückt machten wir uns am Sonntagmorgen wieder frohen Mutes auf den Weg. Der Sand erwies sich weiterhin als sehr schwer befahrbar. Jede Düne musste vorher abgegangen werden, um irgendeinen Weg zum nächsten Waypoint zu finden. Alle Versuche scheiterten. Wir drifteten immer weiter Richtung Westen ab. Am Nachmittag war die Gruppe schon sehr weit auseinander gezogen. Gegen 16:00 Uhr kam dann von den beiden am weitesten vorgefahrenen Autos der Funkspruch: Ab hier gibt es kein Weiterkommen mehr!

 

Es geht einfach nicht mehr weiter
Es geht einfach nicht mehr weiter



Jetzt war guter Rat teuer. Nach einer längeren Besprechung hatten wir uns dann für den Rückweg entschieden, da wir ja am Freitagmorgen wieder an der Fähre sein mussten. Abends im Camp war die Stimmung dann auf dem Nullpunkt. Schließlich waren wir in zwei Tagen nur 12 km weit gekommen. Durch die viele Schufterei bei den hohen Temperaturen waren unsere Getränkevorräte stärker geschrumpft, als geplant. Aus diesem Grunde hieß es dann, kein Trinkwasser mehr zum duschen benutzen. Es wurde beschlossen, Morgen früh um 5:00 Uhr aufzustehen und um 6:00 Uhr bei noch kühler Luft zu starten. Wir hatten uns vorgenommen, in drei Tagen wieder auf der Wellblechpiste zu sein. An schlafen war in dieser Nacht nicht zu denken. Auch einige Absacker konnten das nicht ändern.

Am nächsten Morgen waren um 6:00 Uhr alle auf den Rädern. Unsere GPS Gräte zeichnen die letzten 100 km immer auf. Aus diesem Grund konnten wir die gleiche Strecke wieder zurückfahren. Wir wussten ja, dass sie befahrbar ist. Wie tückisch bei dem starken Wind die Wüste sein konnte, stellten wir dann auf dem Rückweg fest. Unsere Spuren vom Vortag waren schon komplett verweht. Ohne die GPS Aufzeichnungen wären wir aufgeschmissen gewesen.

Mit viel Disziplin und dem eisernen Willen, wieder nach Hause zu kommen, schafften wir die ersten Kilometer sehr gut. Es war aber keiner mehr in der Lage zu sagen, wie viele Dünengürtel wir noch überqueren mussten, um wieder auf die Wellblechpiste zu kommen. Immer wieder hatten sich unsere Autos eingesandet. Es lohnte sich gar nicht mehr, die Sandbleche anzuschrauben.

Mensch und Maschine wurden noch einmal bis auf äußerste gefordert und strapaziert. Aber wir wurden dafür belohnt. Am Nachmittag um 14:30 Uhr hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen.

 

Endlich wieder festen Boden unter den Füßen
Endlich wieder festen Boden unter den Füßen
Auch hier musste repariert werden
Auch hier musste repariert werden



Die Anspannung der letzen Tage stand allen Teilnehmern in den Gesichtern geschrieben. Die Wellblechpiste war wie eine Erlösung. Vor Freude gratulierte jeder den anderen. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns dann auch alle ein Bier gönnen. Vom Sand aber hatte die ganze Gruppe erst einmal die Nase voll. Im abendlichen Camp saßen wir dann alle wieder wesentlich entspannter am Lagerfeuer. Man konnte auch über die letzten Tage schon wieder lachen.

Am Dienstagmorgen hatten Theo und Gerlinde sich dann von der Gruppe getrennt, um den grünen Norden zu erkunden. Die restlichen 7 Autos verbrachten die letzen Tage in der Oase Ksar Ghilane. Dort wurden dann die Wunden an Mensch und Maschine behandelt. Abschalten und relaxen war angesagt.

 

Wer sind denn die Kamele
Wer sind denn die Kamele

 


 

Zwei erkundeten die Dünen außerhalb der Oase noch auf einem Wüstenschiff(Kamel). Die Geländewagen blieben stehen.

 

Fritz und Gerlinde schauen nach dem Weg
Fritz und Gerlinde schauen nach dem Weg



Gerlinde und Theo erreichten nach einer anstrengenden Fahrt über 120 km schlechtester Wellblechpiste die erste geteerte Straße nach 8 Tagen. Über Matmata und Gabes ging es weiter Richtung Norden. Nach endlosen Kilometern auf der Landstraße fuhren wir dann in Enfida wieder auf die Autobahn. Diese endet in Bizerte, wo unser Freund Fritz schon auf uns wartete. Nach einer herzlichen Begrüßung seiner Familie war erst einmal duschen angesagt. Der Wüstensand musste schließlich aus allen Ritzen gespült werden.

Nach so einer anstrengenden Tour gibt es natürlich erst einmal viel zu erzählen. Unser Freund Fritz ist ein erstklassiger Wüstenkenner, aber dass, was wir ihm vom Weichsand in den Dünen erzählt hatten, hatte er auch noch nicht erlebt und konnte es fast nicht glauben. Der Sommer und der Herbst waren in diesem Jahr in Tunesien sehr trocken. Speziell im Süden hatte es überhaupt nicht geregnet. Der immer vorhandene starke Wind erledigte dann den Rest. Die Dünen sahen fast jeden Tag anders aus.

Gut ausgeschlafen machten wir uns morgens auf zu einer Tour durch den tunesischen Norden. Kein Sand mehr, sondern auch im Herbst noch teilweise grüne Sträucher.

 

Korkeichenwälder in Nordtunesien
Korkeichenwälder in Nordtunesien



Unser Weg führte uns am Anfang immer an der Küste entlang. Landwirtschaftliche Betriebe sind hier in der Mehrzahl. Vom Massentourismus ist hier nichts zu erkennen.

Unsere Mittagspause machten wir an einem schönen und schattigen Platz mitten im Korkeichenwald.

Durch eine landschaftlich interessante Gegend führte uns der Weg dann wieder zurück nach Bizerte.

Am nächsten Tag erkundeten wir den Norden noch etwas auf eigene Faust. Wir waren in Rass Ben Sekka, das ist der nördlichste Punkt Afrikas. Nach einem Sonnenbad am Nachmittag war es dann Zeit für den Heimweg.

 

Wie immer haben wir bei unserem Freund Fritz die restlichen haltbaren Lebensmittel ausgepackt und bei ihm gelassen. Die Auswahl ist in einem islamischen Land bei weitem nicht so groß wie bei uns. Die Versorgung für seine nächsten Touren war damit wieder gesichert.

Nachmittags hatten wir auch wieder Telefonkontakt zu dem Rest der Gruppe. Bei denen war ebenfalls alles ok.

Den letzten Abend in Tunesien verbrachten wir mit einem guten Rotwein auf der Terasse. Dort genossen wir dann auch den herrlichen Herbstabend bei Temperaturen um 28°. In Zwei Tagen sollte uns die Kälte und der Regen wieder einholen.

Freitagmorgen war dann wieder Sammelpunkt an der Fähre. Es ging unweigerlich zurück nach Genua. Zum Abschluss kann ich nur sagen, hinter uns lagen zwei unvergessliche Wochen in Tunesien. Trotz aller Schwierigkeiten hat diese Gruppe unheimlich gut zusammengehalten. Jeder konnte sich auf Jeden verlassen. Auch so etwas muss mal geschrieben werden.

Auf der Rückfahrt war das Mittelmeer platt wie eine Flunder. Am Samstagnachmittag um 14:00 Uhr waren wir wieder in Genua. Jetzt nur noch 1060 km bis Beckum.

 

Beckum, 12.12.04

Theo Horsthemke